Vier Erwachsene bringen Kinder, welche sie in unsere Schule stecken möchten. In 10 Tagen beginnt nämlich das neue Schuljahr. Wir hatten bereits mit ihnen Kontakt und nehmen die Formalitäten auf. Es seien unterstützungswürdige Kinder von weit weg, die gerne lernen würden, sagen die Leute. Niemand vom Clan hat genügend Geld, um diesen Kindern in der Stadt eine
Schulbildung zu ermöglichen. Auf dem Land lernen sie nicht viel – sie hüten bloss Ziegen. Sie werden gross und werden dann verheiratet, damit wieder andere kleine Kinder dasselbe Schicksal haben werden, wie diese Kinder jetzt. Kein Geld für Kleider, kein Geld für Essen….ein Leben wie die Ziegen, das ist die Wirklichkeit hier! Und als Mädchen hat man es noch mal schwerer. Sie werden verstümmelt und zugenäht.
Bei jeder Geburt wieder aufgeschnitten – nachher wieder zugenäht. Immer noch! Ein kleines Umdenken der Leute in der Stadt hat inzwischen stattgefunden – aber die Menschen in ländlichen Gegenden halten leider nach wie vor an ihren Traditionen fest. Für euch unvorstellbar, ich weiss. Aber ich bin hier und habe viele Frauen gekannt, die dann gestorben sind wegen solchen Praktiken. Die Leute sagen zu solchen Missständen bloss: ‘Ihre Zeit war eben um, das ist alles!’ Die meisten Menschen hier sind so hart wie die Steine auf denen sie gehen.
Aber heute Morgen weiss ich wieder, warum ich hier bin! Diese Kinder werden zusammen mit den anderen Kindern vom INKIINO-Heim eine Ausbildung geniessen!
Sie werden genügend Essen haben und wenn sie krank werden, erhalten sie die Pflege und die Medikamente, welche sie benötigen. An den Vormittagen gehen sie in die öffentliche Schule, wo allerdings nicht viel gelehrt wird. Daher haben wir für die Nachmittage eigens 5! Lehrer eingestellt, welche sie in allen Fächern unterrichten. Die gewöhnliche Schule ist schlecht und die Lehrer glänzen oft mit Absenzen. Unsere Lehrer sind super motiviert und fördern die Kids. Wir werden alles dafür tun, dass die Kinder später eine Lehre absolvieren oder die Universität abschliessen können und dann ihre Angehörigen ernähren können.